Amarcord wieder in Egestorf – Das ultimative Weihnachtskonzert am 21.12.2018

Am Freitag, den 21. Dezember 2018, 19 Uhr, St. Marien, Egestorf: Das ultimative Weihnachtskonzert

„Ich steh an Deiner Krippen hier…“

Im Dialekt jener schönen italienischen Region Emilia-Romagna, dem Herzen des Parmesan und Parmaschinken, heißt amarcord „Ich erinnere mich“. Fellinis gleichnamiger Streifen aus dem Jahr 1973 ist eines der liebenswertesten Werke eines großen Filmmagiers. Mit ganz neuem sphärischen Wohlklang erfüllt wurde der Name 1992 von ehemaligen Mitgliedern des Leipziger Thomanerchores. Heute zählt amarcord weltweit zu den besten Vokalensembles.

Dem Gesang auf der Spur

Wolfram Lattke, Robert Pohlers, Frank Ozimek, Daniel Knauft und Holger Krause sind immer unterwegs – nicht ausschließlich, um in die Ferne zu schweifen, schließlich haben sie schon zweimal in Egestorf konzertiert. Mittlerweile haben sie 50 Länder kennengelernt, sind durch musikalische Stile, Genres und Zeiten gewandert und haben die zahllosen Geheimnisse der menschlichen Stimme erkundet. Ob Europa, Amerika, Asien, Afrika oder Australien, die Leipziger Gesangsakrobaten trotzen Jetlag und Höhenkoller und scheuen weder Kulturschock noch polyglotte Verwirrnisse. Unterwegs mit Noten, Lupe, Fernglas und Sonnenbrille entdecken sie Neues oder auch Altes, was bisher übersehen wurde, wagen sich auf unbekanntes Terrain und leuchten oft den letzten Winkel aus. Ihrem Publikum berichten sie davon dann auf ihre unnachahmliche Weise. Mit schlichtweg perfekter Abstimmung von Phrasierung, Aussprache und Dynamik, als seien sie seit jeher füreinander bestimmt, loten sie die ganze Skala an Ober- und Zwischentönen von knallhart bis samtweich, von witzig-charmant bis aphrodisierend lasziv aus, um im nächsten Moment das Auditorium mit einem reinen Akkord widerstandslos zu verzaubern. Erreichen können das nur durch die Entfaltung der einzelnen fünf stimmlichen Charaktere in all ihren Nuancierungen. Seien es komödiantische Eskapaden, gespickt mit Grimassen und Geräuschen, seien es Ausflüge in die geheimnisvolle, archaische Welt des einstimmigen Gesangs: Die Zuhörer reisen mit.

Musikalische Landkarte

Damit die Erzählungen sich nicht irgendwo im virtuosen Miteinander verlieren, verwendet amarcord einen Großteil seiner Bemühungen auf die Abstimmung der Reiseziele, auf eine ebenso vielseitige wie spannungsreiche Programmgestaltung, auf die Suche wandelbarer Landschaften rings um den Kerngedanken, aber auch auf die Planung gewagterer Expeditionen. Für Letztere nimmt das Ensemble Sprecher, Instrumentalvirtuosen, Jazzmusiker, Schauspieler und Tänzer mit ins Boot. Beherzte Griffe in die Raritätenkiste, exquisite Neuentdeckungen, effektvolle Paradestückchen und schmissige Arrangements aus Rock, Pop, Soul und Jazz gehören ebenso auf amarcords Landkarte wie feinsinniges dramaturgisches Nachspüren musikalischer Herzgedanken vom Mittelalter bis zur Romantik, von der Renaissance bis zum Heute. Dass sie dabei mit Vorliebe auch auf zeitgenössischen Pfaden wandeln, wurde ihnen mit Widmungswerken u.a. von Bernd Franke, Steffen Schleiermacher, Ivan Moody, James MacMillan, Sidney M. Boquiren, Siegfried Thiele und Dimitri Terzakis als der rechte Weg bestätigt.

Leipziger Wurzeln

Was die Sänger zudem vereint: Sie müssen und wollen immer wieder zu ihrem heimischen Leipziger Wurzelwerk zurückkehren. Daraus entstehen dann wahlweise ein paar Ruhetage, eine besondere Programmpremiere, eine neue Auflage ihres 1997 gegründeten Internationalen Festivals für Vokalmusik „a cappella“ oder eine kostbare CD wie die „ Rastlose Liebe – ein Spaziergang durch das romantische Leipzig“ von 2009, für die sie einen ECHO Klassik bekamen. Nebenbei: Die Liste der CDs und der dafür eingeheimsten Preise ist inzwischen ziemlich lang.

Engagiert

amarcords Erfolge kommen nicht von ungefähr. So wie die Sänger einst als Thomaner ihre erste wichtige Orientierung erhielten, so wie ihnen später wertvolle Empfehlungen bei den Top-Ensembles wie den King’s Singers oder dem Hilliard Ensemble zuteil wurden, geben sie ihre Erfahrungen nun an junge Künstler weiter und haben dafür u.a. sogar einen eigenen Wettbewerb ins Leben gerufen. Die Souvenirs ihrer eigenen Weltreise – ein großer Fundus an internationalen Volksliedern – sammeln sich als wertvolle Bereicherung ihres Repertoires und erreichen auf diese Weise wieder Zuhörer an ganz anderen Orten des „Ich erinnere mich“.

Foto oben: Nick Begbie; unten: Martin Jehnichen