Dr. Heiner Wajemann: Reformation und Revolution auf der Orgel

Dr. Wajemann hatte zum 500. Reformationsjubiläum ein Programm ausgesucht, das Martin Luther Freude gemacht haben würde. Er begann mit dem Präludium G-Dur (BWV 541), einem der bekanntesten und meistgespielten Bach’schen Orgelwerke, faszinierend in seiner Souveränität und Heiterkeit. Diesem Werk folgten einige der wichtigsten Bach-Choräle (darunter natürlich „Ein feste Burg…“). Der nächste Komponist im Programm war Théodore Dubois (1837-1924), mit seinem Werk „In Paradisum“, also der Vertonung einer Antiphon, die in der kirchlichen Liturgie am Übergang zwischen Tod und Leben ihren Platz hat: „Ins Paradies mögen die Engel dich geleiten….“. Das Stück entstammt den „12 neuen Stücken für Orgel“ aus dem Jahr 1893, Dubois wirkte zu dieser Zeit bereits als Orgel-Dozent am Pariser Konservatorium, dessen Direktor er ab 1896 war.

Der Gang durch die großartige französische Orgelliteratur setzte sich fort mit dem Komponisten Louis-James-Alfred Lefébure Wély (1817-1869), dessen lockerer, weltläufiger, manchmal volkstümlicher Kompositionsstil ebenso gerühmt wie von anderen abgelehnt wurde. Von ihm stand „Boléro de Concert“ auf dem Programm, wohl seine bekannteste Komposition.

Bevor Heiner Wajemann zum Konzertschluss wieder zu Bach (unter anderem mit der berühmten Tripelfuge in Es-Dur) zurückkehrte, musizierte er noch ein Stück von Claude-Bénigne Balbastre (1724-1799), Organist an Notre-Dame, der sich nach der französischen Revolution 1789 von der Sakralmusik trennte und sich der Vertonung revolutionärer Themen zuwandte: Hier der „Marche des Marseillois et l´air Ca-ira“, von 1792, eine Variation zur Marseillaise.